Zugfahren mit Sehbehinderung - Bahn Mobilitätsservice hilft

2018-04-15 | Von Orcam Staff

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Zugfahren mit Sehbehinderung - Mobilitätsservice der Bahn hilft

Reisen zu können, bedeutet Freiheit. Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung im Alltag immer wieder an Grenzen stoßen, wissen das besonders zu schätzen. Mit einigen besonderen Maßnahmen und Regelungen unterstützt die Deutsche Bahn blinde und sehbehinderte Menschen dabei, möglichst selbständig und stressfrei an ihr Ziel zu gelangen.

Trotz Sehbehinderung mit der Bahn unterwegs zu sein, bringt einige Herausforderungen mit sich. Wie finde ich das richtige Gleis und meinen Sitzplatz in der Bahn? Welche Hürden erwarten mich beim Aus- und Einstieg? Was ist, wenn ich auf dem Bahnhof oder unterwegs die Toilette aufsuchen muss? – Solche und ähnliche Fragen stellen sich insbesondere diejenigen, die nicht oft mit der Bahn unterwegs sind oder deren Sehschwierigkeiten sich erst kürzlich eingestellt haben, weil sie eine Krankheit oder einen Unfall hatten.

Begleitperson darf kostenlos mit

Erfahrene Reisende mit Sehbehinderung wissen aber: Mit ein bisschen Vorbereitung und Information ist das Abenteuer Zugfahren auch für Blinde und stark seheingeschränkte Menschen in Deutschland kein Problem. Wer skeptisch ist, reist insbesondere am Anfang am besten mit einer Begleitperson. Bei der Deutschen Bahn, aber auch bei vielen Anbietern im Ausland kann der Begleiter ebenso wie ein Blindenhund sogar kostenlos mitreisen, darunter z.B. in Dänemark, Frankreich, Irland, Portugal, Kroatien und Griechenland.

Um solche Angebote zu nutzen, ist es sinnvoll, vorher nachzufragen, welche Nachweise notwendig sind. In Deutschland müssen Sie ggf. Ihren Schwerbehinderten-Ausweis vorzeigen, indem das Merkzeichen B sowie der Satz „Die Berechtigung zur Mitnahme einer Begleitperson ist nachgewiesen“ eingetragen sein sollten.

Wegeleitsysteme geben am Bahnhof Orientierung

Wenn Sie allein oder nur mit Ihrem Blindenhund unterwegs sind, unterstützen Sie spezielle Leitsysteme, die Nicht-Behinderten oft gar nicht bewusst sind, bei der Orientierung. Über 4000 deutsche Bahnhöfe sind beispielsweise bereits mit Bodenindikatoren ausgestattet.

Die fühlbaren Markierungen helfen Ihnen, Eingänge zu finden, Treppenstufen rechtzeitig zu erkennen und an den Bahnsteigzugängen zurecht zu kommen. In zahlreichen modernen deutschen Bahnhöfen gibt es zudem Wegeleitsysteme, die Sie sicher und unkompliziert zum Informationsschalter, zum Reisezentrum oder zu den Mitarbeitern der Bahnhofsmission führen.

Mobilitätsservice-Zentrale sorgt für Unterstützung beim Ein-, Aus- und Umstieg

Sollten Sie dennoch ein wenig extra Unterstützung benötigen, sorgen die Mitarbeiter der Mobilitätsservice-Zentrale dafür, dass Sie Hilfe beim Ein-, Um- und Aussteigen erhalten. Auch ihr Koffer wird bei Bedarf kostenlos transportiert. Damit alles reibungslos funktioniert, vergessen Sie jedoch nicht, die Mitarbeiter der Mobilitätsservice-Zentrale rechtzeitig zu informieren. Innerhalb von Deutschland reicht die Anmeldung bis spätestens 20 Uhr am Vortag der Reise meistens aus. Im Ausland müssten Sie mindestens zwei Tage im Voraus planen.

Zugpersonal ist auf Reisende mit Handicap eingestellt

In den modernen Zügen gehören einfach zu bedienende, automatische Türen sowie Leitsysteme und barrierefreie sanitäre Einrichtungen inzwischen zu den Selbstverständlichkeiten. Als Inhaber eines Schwerbehinderten-Ausweises stehen Ihnen außerdem spezielle Sitzplätze zur Verfügung.

Die Bahnhaltestellen werden in aller Regel nicht nur auf Bildschirmen angezeigt, sondern auch durch den Lautsprecher vom Bahnpersonal rechtzeitig durchgegeben. Auf manchen Strecken sind allerdings auch noch ältere Züge unterwegs. Fragen Sie hier das Personal. Die Deutsche Bahn ist sich der besonderen Bedürfnisse von Reisenden mit Behinderung bewusst und sorgt dafür, dass die Mitarbeiter entsprechend geschult sind.

Neue Technik hilft beim Zugfahren

Neue mobile Hilfsmittel wie die OrCam MyEye helfen sehbehinderten Menschen auch beim Zugfahren. So erkennt das Gerät die Texte auf Anzeigetafeln oder in der DB-App und gibt sie als Text über einen Bügel direkt am Ohr aus. Damit können Reisende das Ziel eines Zuges oder die Abfahrtszeiten selbständig ablesen.