Sport für Sehbehinderte - Fünf Beispiele aus der Praxis

2019-01-07 | Von Orcam Staff

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Sport für Sehbehinderte - Fünf Beispiele aus der Praxis

Die Sehkraft gehört zu den wichtigsten Sinnen eines Menschen. Allein der Versuch, sich für nur 10 Minuten  mit verschlossenen Lidern durch die Wohnung zu bewegen, zeigt, wie sehr wir in unserer Orientierung von der optischen Wahrnehmung der uns umgebenden Welt abhängig sind. Ihr Verlust bedeutet für die Betroffenen massive Einschränkungen an Lebensqualität, Mobilität, Selbständigkeit und auch Sicherheit. Sportliche Aktivitäten scheinen unmöglich: Sind es aber nicht. Haben sie Mut und menschliche oder technische Hilfsmittel oder spezielle Kameras wie die Orcam, können sehbehinderte und blinde Menschen jede Sportart ausüben. Wir haben uns fünf beeindruckende Beispiele aus dem Sport für Sehbehinderte angeschaut.

Auf dem sanften Weg

Bei Helga Balkie ist alles im Lot. Aufgrund ihrer Ursprungserkrankung Multipler Sklerose (MS), verlor die Berlinerin und Mutter 2er erwachsender Kinder ihre Sehkraft. Doch sie ließ sich nicht einschüchtern. Mit innerer Balance, schwarzem Gürtel und leidenschaftlichem Willen hat es die 60-jährige Kampfsportlerin mehrfach zum 1. Platz bei den Para- und Paraeuropameisterschaften im Judo geschafft.  

Gemeinsam durch die Welt

Sei es mit High-Speed im Velodrom oder auf der Straße: Sicheres Radfahren passiert im Team, wenn der sehende Pilot lenkt. Gut ist das für beide, denn zum einen bleiben sie fit und zum anderen entwickeln sich durch das enge Miteinander möglicherweise Freundschaften, die über den Sport hinausgehen. Das gemeinsame Erleben schärft die Sinne und die doppelter Beinkraft lässt die Endorphine sprießen. Der positive Fitness-Effekt kommt beiden zugute: Dem sehenden Piloten und dem sehbehinderten Partner auf dem Sitz dahinter.

Zielsicher durch den Schnee

Schlitten, Langlauf oder Ski? Warum nicht? Wintersportarten gehen sogar alpin und zusammen, denn die Richtung sollte durch einen Sehenden per Funk vorgegeben werden. Neben klassischem  Langlauf funktioniert es auch beim Biathlon. Nur die Schießwettbewerbe werden hierbei mit einem speziellen Lasergewehr absolviert. Über Ohrhörer oder Infrarot wird ein Ton übertragen, der anschwillt, je näher sich die Schussrichtung zur optimalen Zielmitte bewegt. Nicht einfach, wie der Selbstversuch eines Sehenden zeigt, aber machbar, sagt Verena Bentele.

Mit erhobenem Kopf

Auch Schwimmen ist eine gern gewählter Sport für Sehbehinderte. Die Bahn in der Schwimmhalle ist die Begrenzung, an der sich auch ein blinder Schwimmer orientieren kann. Mit etwas Übung stellt sich bei vielen sehbehinderten Schwimmern ein Phänomen ein, das Kollisionen mit der Leine selten macht: Sie entwickeln ein körperliches Gespür für den sich ändernden Wasserdruck, je näher man an der Begrenzung ist und über eine ausgewogene Atemtechnik können sie die Richtung halten. Die eigentliche Herausforderung bleibt sicher die Wende am Ende der Bahn, bzw. der richtige Zeitpunkt dafür. Hier hilft ein Guide, der durch Ruf oder Pfiff den Zeitpunkt bestimmt. Erfahrene Schwimmer hingegen zählen ihre Schwimmstöße und leiten selbstständig die Wende ein. So macht es auch Daniela Schulte, eine der erfolgreichsten deutschen Paralympic-Weltmeisterin im Schwimmen.

Entweder „Voy“ oder „Tor“!

Fußball ist für Sehbehinderte ideal und kann von Frauen oder Männern jeden Alters gespielt werden. Das Feld ist durch Banden begrenzt, der Ball rasselt hörbar über das Feld und die sehenden Rufer unterstützen vom Spielfeldrand. Durch klare Kommunikation kommen Pässe und Torschüsse gut an. Üblicherweise sind die Mannschaften gemischt und der Schiedsrichter sehend. Bewegt man sich ohne Ball, wird „voy“ gerufen, um Zusammenstöße und Verletzungen zu vermeiden.

Technische Hilfsmittel können auch beim Sport für Sehbehinderte nützlich sein. Neben den im Text erwähnten Geräten, die direkt bei der Ausübung genutzt werden, kann ein Gerät wie die OrCam MyEye in der sportlichen Umgebung helfen. So erkennt die kleine Kamera die Gesichter der Mitspieler oder hilft dabei, Trainingspläne zu lesen oder den richtigen Geldschein im Schwimmbad zu zücken.