Diabetische Retinopathie – Erblindung als Folge von Diabetes

2018-11-14 | Von Orcam Staff

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Diabetische Retinopathie – Erblindung als Folge von Diabetes

Mehr als 7 Millionen Menschen sind in Deutschland an Diabetes Typ 2 erkrankt und rund ein Viertel von ihnen wird aus Unkenntnis ihrer Erkrankung nicht behandelt. Das ist nicht nur lebensgefährlich, sondern kann unbehandelt im Ernstfall zu Erblindung führen. Man geht derzeit von 15.000 blinden Menschen jährlich aus, deren Grunderkrankung ein Diabetes Mellitus ist. Doch dem diabetischen Augenleiden kann man vorbeugen.

Zu viel Zucker geht ins Auge

Durch einen dauerhaft hohen Blutzuckerwert  werden bei Diabetes Mellitus Typ 2 besonders häufig die Augen in Mitleidenschaft gezogen. Nach einer Krankheitsdauer von 15-20 Jahren leiden zirka 80% der Diabetespatienten an massiven Netzhautschädigungen. Das typische Augenleiden, diabetische Retinopathie (Retina Netzhaut) ist heimtückisch. Ihre Symptome, wie verschwommenes Sehen, Lichtblitze oder viele schwarze Punkte, werden von den Betroffenen meist erst wahrgenommen, wenn die Netzhaut schon erheblich Schaden genommen hat.

Die Ursachen der tückischen Augenkrankheit

Ein konstant zu hoher Blutzuckerspiegel oder zu hoher Blutdruck (oder beides) lässt die feinen Blutgefäße in der Netzhaut porös werden. Die Gefäßwände sind dann nicht mehr stabil und es kann leichter zu kleinen Blutungen oder zum Austritt anderer Stoffe aus den Gefäßen in die Netzhaut kommen. Das wäre erst einmal nicht schlimm, aber häufen sich die Blutungen, verschließen sich die kleinen Blutgefäße (Kapillaren) am Augenhintergrund und es kommt zu einer Unterversorgung.

Zwei Arten und doch wie Pech und Schwefel

Augenärzte unterscheiden zwei Arten der Retinopathie bei Diabetes: Der proliferativen Retinopathie und der nichtproliferativen Retinopathie.

Bei letzterer bemerkt der Betroffene von seiner Augenerkrankung erst einmal nichts. Die Gefäßveränderungen beschränken sich auf die Netzhaut und sind erst bei einer Spiegelung des Augenhintergrundes erkennbar. Das gilt auch für die Mikroinfarkte der Nervenfaserschicht („Cotton wool spots“), die durch einen nicht eingestellten Bluthochdruck entstehen.

Das unterscheidet sie von der proliferativen Retinopathie. Durch den Verschluss anderer Gefäße hilft sich der Körper in der Bildung neuer. Doch selten sind Kopien so gut wie das Original: die neuen haben oft zu schwache Gefäßwände. Kommt es jetzt zu einer Erhöhung des Blutdrucks oder Hypertonie, platzen die frisch gebildeten Gefäße. Zum Teil massive Einblutungen in den Glaskörper des Auges oder auch Schwellungen (Ödeme) der Netzhaut sind die Folge.

Im Gegensatz zu den Folgen der nichtproliferativen Retinopathie sind sie jedoch für den Patienten spürbar und so behandelbar.  Das sollte auch zeitnah geschehen, denn dauerhaft größere Blutungen im Augenglaskörper führen unbehandelt zu grauem Star (Glaukom).

Retinopathie: Mit Blick auf stabile Blutwerte und Kontrolltermine bezwingbar

Diabetische Retinopathie kann man nicht heilen, man kann aber den Fortschritt der Krankheit stoppen oder ihren Ausbruch verhindern. Die Sehkraft, die durch einen schlecht eingestellten Zucker oder dauerhaft zu hohen Blutdruck bereits verloren wurde, lässt sich bis heute leider nicht mehr wiederherstellen.

Wer von einer Sehbehinderung durch die diabetische Retinopathie betroffen ist, muss sein Leben oft komplett umstellen. Im Alltag können dann unter anderem technische Hilfsmittel wie die intelligente Kamera OrCam MyEye helfen.

Wird die Krankheit rechtzeitig entdeckt, gibt es Möglichkeiten der Behandlung. Die wichtigste Behandlungsmethode ist die Lasertherapie (Laserphotokoagulation), die meist bei Patienten mit proliferativen Retinopathie angewendet wird. Mithilfe des Lasers werden ambulant die Äderchen auf der Netzhaut verdichtet, so dass sich keine neuen Gefäße bilden können.

Ist die Krankheit zu weit fortgeschritten und verspricht diese Therapie keine Linderung mehr, muss operiert werden. Bei der Vitrektomie wird der komplette, meist blutgefüllte Glaskörper des Auges entfernt und durch einen künstlichen ersetzt.

Diabetische Retinopathie vermeiden – darauf sollten Sie achten

Um das zu verhindern, gibt es drei Dinge, auf die Sie achten sollten: einen normalen  Blutzuckerspiegel (möglichst mit einem HbA1c von unter 7,0%) und einen stabilen Blutdruck (130/80 mm Hg). Damit ist schon einmal viel gewonnen, denn auf diese Weise kann das Augenleiden verhindert oder sein Krankheitsverlauf zumindest gestoppt werden. Gerade weil bei der diabetischen Retinopathie das Sehen erst einmal nicht eingeschränkt ist, müssen dringend die empfohlenen Kontrolltermine beim Augenarzt eingehalten werden. Das gilt besonders für Frauen, deren Erblindungsrisiko doppelt so hoch ist.