10 spannende Fakten über Blindenhunde und wie sie beantragt werden

2018-04-19 | Von Orcam Staff

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10 spannende Fakten über Blindenhunde und wie man sie beantragt

Blindenhunde faszinieren uns und leisten tagtäglich einen wesentlichen Beitrag zu mehr Inklusion , indem sie blinde und sehbehinderte Menschen mobil und kompetent durchs Leben führen. Wenn wir unterwegs sind oder in den Medien von Blindenführhunden hören, sind die meisten von uns begeistert und wollen mehr über die gelehrigen Fellnasen erfahren. Oft wissen wir allerdings zu wenig über die Tiere und stellen uns daher vielleicht folgende Fragen:Welche Ausbildung durchläuft ein Blindenhund ? Ist es möglich sich einfach so einen Blindenhund zu kaufen?  Und eignet sich jede Rasse für die intensive Ausbildung? Wir haben hier 10 spannende Fakten über Blindenhunde für Sie zusammengetragen.

 1. Es gibt sie schon lange

Historiker sind sich einig. Hilfstiere wie Blindenhunde gibt es schon lange. Literarische Quellen, ebenso wie Kunstwerken zur Folge, lässt sich der Einsatz von Assistenztieren bis ins 16. Jahrhundert zurückdatieren. Der erste systematische Versuch Hunde zur Unterstützung von blinden Menschen auszubilden, erfolgte jedoch um 1780 im Blindenhospital „Les Quinze-Vingts” in Paris. Trotzdem etablierten sich Ausbildungsstätten für Blindenführhunde erst Anfang der 1900er Jahre, was eine weitaus bessere Zugänglichkeit zu den Tieren als professionelle Begleiter ermöglichte.

 2. Früh übt sich

Die Ausbildung eines Blindenführhundes beginnt schon in den ersten Wochen nach seiner Geburt. Bereits ab der 10. Lebenswoche werden die Welpen spielerisch an ihre zukünftigen Aufgaben herangeführt und von geschulten Trainern ausgebildet. In einer Patenfamilie lernt das Jungtier neben Gehorsamkeit auch sich aktiv im Haushalt einer blinden oder sehbehinderten Person zurechtzufinden und unterstützend Hilfe zu leisten. Die Ausbildung dauert insgesamt 18 Monate. Als Bestandteil des Curiculums,  werden Blindenführhunde auch dahingehend trainiert, in gewissen Situationen selbstständig Entscheidungen zu treffen und, sollte es sich um eine potentielle Gefahrensituation handeln, aktiv den Gehorsam zu verweigern. Dies ist zum Beispiel bei Rolltreppen oder Bahnsteigkanten der Fall.

 3. Ein eingespieltes Team

Es ist von besonderer Bedeutung den geeigneten Hund mit der passenden zu betreuenden Person zusammenzubringen. Jeder potentielle Halter durchläuft ein persönliches Interview und ein Auswahlverfahren, bevor er einen Hund als Begleiter zugeteilt bekommt. Dies ist notwendig, damit der Blindenhund optimal zu seiner Persönlichkeit, Lebensstil und seinen körperlichen Bedürfnissen passt.

 4. Schäfer, Pudel und Co. Welche Rasse eignet sich am besten?

Obwohl es offiziell keine Rassenbeschränkung gibt, eignen sich manche Hunderassen besser als andere für ihren künftigen Einsatz als Blindenführhunde. Angehende Assistenztiere müssen einen standfesten und freundlichen Charakter haben und auch in stressigen Alltagssituationen die Nerven bewahren. Heute werden oft Golden Retriever, Labradore und Deutsche Schäferhunde für diese besonderen Aufgaben ausgewählt. Diese Rassen haben eine gute Größe, sind im Allgemeinen gesund und haben ein sanftes, lernwilliges Temperament, dass sich gut mit dem Leben blinder und sehbehinderter Menschen vereinbaren lässt. Auch Kreuzungen wie Golden Retriever/Labrador und Labradoodles werden häufig verwendet, wobei die beliebteste Rasse heute der Labrador Retriever ist.

 5. Bitte Abstand halten- Blindenhund bei der Arbeit

Blindenhunde sind im Einsatz höchster Konzentration unterworfen und sollten deshalb möglichst nicht während ihrer Arbeit gestört werden. Die Tiere sind darauf trainiert, alle Ablenkungen um sie herum zu ignorieren und sich ausschließlich auf die Bedürfnisse ihrer Besitzer zu konzentrieren. Deshalb sollten Sie die Hunde nicht streicheln, füttern oder mit einem Blindenhund sprechen, ohne vorher den Besitzer zu fragen. Oft ist das Vertrauen auf einen Blindenhund das Einzige, was zwischen dem Besitzer und schweren Verletzungen oder dem Tod steht. Tun Sie also das Richtige und lassen Sie die Tiere in Ruhe ihre Arbeit machen.

 

6. Die Hunde sind nicht nur Begleiter, sondern brauchen auch Pflege und Zuneigung

Auch wenn ein Blindenhund eine klare Aufgabe hat, so bleibt er doch ein Hund mit allen damit verbundenen Bedürfnissen. Blindenhunde sind, wie die meisten anderen Haustiere auch, pflegeintensiv und brauchen Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit. Sie sind auf Nahrung, Pflege, Bewegung, Ruhepausen und vor allem Liebe unbedingt angewiesen. Im Gegenzug haben ihre Besitzer einen Freund und Beschützer an ihrer Seite, der ihnen mit allen Sinnen hilft, Stürze zu verhindern, den Verkehr im Blick zu behalten und etwa Türen oder Ampeln zu finden.

 7. Sie sind überall willkommen

In fast allen westlichen Ländern sind Blindenhunde von den Vorschriften gegen die Anwesenheit von Tieren im öffentlichen Raum ausgenommen. Die Gesetzgebung hat hier viel getan und erlaubt es einem Blinden, den Blindenhund nahezu überall hin mitzunehmen. So kann der Blindenhund seinen Besitzer zu Restaurants, medizinischen Zentren, Geschäften aller Art und manchmal sogar in Flugzeugen begleiten. Wenn man unsicher ist, sollte man sich vor einer Reise bei der zuständigen Behörde erkundigen und sich zeitnahe mit den Vorschriften vertraut machen.

 8. Sie können keine Ampeln lesen

Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Blindenhunde erkennen können, wann es sicher ist, die Straße zu überqueren. Denn in Wahrheit können die Tiere nicht zwischen den einzelnen Ampelfarben differenzieren. Es ist die Person selbst, die bestimmt, wann es sicher ist, die Straße zu überqueren. Der Hund führt die Person dann über die Straße, um die andere Seite zu erreichen. Aber: auch wenn der Hund nicht weiß, wann es sicher ist, die Straße zu kreuzen: Wenn er ein Auto sieht, das näher kommt, ist er darauf trainiert, anzuhalten oder zu versuchen, die Person von der drohenden Gefahr wegzuleiten und sie zu warnen. Zudem kann er Ampeln finden, indem er die kleinen gelben Kästen mit Druckknopf erkennt, die heute an vielen Lichtanlagen angebracht sind.

 9. Freunde fürs ganze Leben

Blindenhunde können blinden Menschen Vertrauen, Freundschaft und Sicherheit geben. Die von dem Diensthund angebotene Begleitung reduziert nachweislich Ängste, Depressionen und Einsamkeit. Der reduzierte Stress wiederum verbessert die kardiovaskuläre Gesundheit, hat also direkte Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem. Durch Blindenhunde verlassen Menschen mit Sehbehinderung zudem öfter das Haus, was zu mehr Bewegung und Vitalität führt. Blindenhunde tragen damit deutlich sowohl zur geistigen als auch die körperlichen Gesundheit von Nicht-Sehenden bei

 10. Blindenhunde gehen in Rente

Die reguläre Arbeitszeit eines Blindenhundes beträgt zwischen 7 bis 10 Jahren. Nach dieser Zeit wird der Hund üblicherweiße von einer neuen Familie adoptiert, um seine goldenen Jahre in Ruhe und Frieden zu verbringen. Seiner ehemaligen Bezugsperson wird dann ein jüngerer Hund zur Verfügung gestellt.

Wie führt man einen Blindenhund? 

Wer bekommt einen Blindenhund?

Um einen Blindenführhund zu bekommen, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein: So muss die verbliebene Sehkraft unter fünf Prozent liegen und der Blinde sollte körperlich fit sein. Bei diesen Bedingungen wird auch eine OrCam MyEye, ein High-Tech Hilfsmittel, das visuelle Informationen (Texte, Gesichter, Produkte, Farben) über Audioansagen zugänglich macht, von der Krankenkasse erstattet.
Für einen Blindenhund muss zudem ausreichend Platz in der Wohnung verfügbar sein und in Mietshäusern muss die zuständige Hausverwaltung dem Einzug des Tieres zustimmen. Blinde absolvieren nach erfolgreicher Beantragung einen Lehrgang, in dem sie das Tier zunächst kennenlernen und sich an dieses gewöhnen. Diese Ausbildung wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Wird diese erfolgreich absolviert, darf das Tier mit nach Hause genommen nehmen.

Wie viel kostet ein Blindenhund ?

Wer sich schon einmal gefragt hat, wie viel ein Blindenhund kostet und ob man sich einfach so einen zulegen kann, wird überrascht sein. Ein professionell ausgebildeter Blindenführhund kostet soviel wie ein neuer Kleinwagen und ist mit Kosten um 20.000 Euro aufwärts zu haben. In vielen europäischen Ländern, darunter Deutschland und Österreich, beteilgt sich jedoch die Krankenkassen an den Kosten für den gelehrigen Vierbeiner. Manchmal übernehmen sie diese sogar komplett.

Wie beantrage ich einen Blindenführhund?

Wenn Sie darüber nachdenken, sich aufgrund einer Sehbehinderung einen Blindenhund zuzulegen, raten wir Ihnen dazu sich zunächst mit Blindenführhundeschulen, Blindenverbände und Krankenkassen kurzzuschließen. Wer also einen Blindenhund beantragen möchte, sollte sich auch hier zunächst eine Verschreibung vom Augenarzt geben lassen. Dann holt man sich bei der Führhundeschule seiner Wahl einen Kostenvoranschlag ein und reicht diesen zusammen mit der Verschreibung bei seiner Krankenkasse ein. Offiziell beantragt man also „die Versorgung mit einem Blindenführhund“. Wie immer bei der Beantragung von Leistungen empfiehlt es sich, den individuellen Bedarf der Versorgung ausführlich aufzuschreiben. In manchen Fällen kann es auch sein, dass die Berufsgenossenschaften die zuständigen Kostenträger sind.

Weitere Informationen zu Blindenhunden finden Sie unter http://www.deutsche-blindenfuehrhunde.info/